Gesundheitskompetenz für Eltern stärken

Wie bereitet man medizinische Informationen verständlich für Eltern auf, die Fragen rund um die Gesundheit ihres Kindes haben? In einer Fortbildungsveranstaltung im September im Familienzentrum Mobile stand dieses Thema einen Nachmittag lang im Fokus. Eingeladen waren Interessierte, die im medizinischen und sozialen Kontext mit Kindergesundheit und/oder Elternarbeit zu tun haben.

Aufhänger für die Veranstaltung waren einerseits die Erfahrungsberichte aus der kinderärztlichen Arbeit, dass Eltern oft nur ein geringes gesundheitliches Grundwissen haben, im Arbeitsalltag in Kinderpraxen und Krankenhaus jedoch wenig bis keine Zeit für ausführliche Beratungsgespräche bleibt. Anderseits gibt es im Familienzentrum Mobile MGH bereits seit 2019 eine Gesundheitssprechstunde, die regelmäßig ehrenamtlich durch den erfahrenen Kinderarzt Dr. Wolfgang Marg angeboten wird. In Form von offenen Gesprächen, teilweise in Gruppe mit mehreren Müttern oder Vätern, findet dabei ein Informationsaustausch statt – und das nicht nur zwischen Arzt und Eltern, sondern auch zwischen den Eltern selbst. Die Universität Bremen hat das Projekt nun evaluiert und auf der Veranstaltung ihre Ergebnisse vorgestellt. Das Familienzentrum als Ort der Beratung ist demnach bereits ein Schlüsselfaktor, denn das Vertrauen ist hier bereits da, weil oft schon über die Angebote des Hauses Eltern hier angedockt sind. Dazu ist mit Dr. Marg jemand vor Ort, der mit einfachen Worten auch komplexe Sachverhalte näherbringt. Sprachliche Barrieren spielen so kaum eine Rolle, weil im Notfall auch die Eltern untereinander aushelfen.

Dr. Marg selbst konnte aus der Praxis berichten, etwa dass die Anbindung der Familien ans Haus sehr gut funktioniere und Akutfragen schnell zur Gesundheitssprechstunde hin gesteuert werden können. Auch schwierige und belastende Themen kommen in dem vertrauten Umfeld schneller zur Sprache und erfreulich oft werde Eltern spontan auch durch andere Eltern geholfen. Somit werde genau der gewünschte Effekt erzielt, nämlich dass Eltern nicht nur für sich eine Beratung bei konkreten Anliegen durch einen erfahrenen Arzt erhalten, sondern im Idealfall dieses Wissen und ihre Erfahrung wiederum an andere weitergeben. Sie nehmen sich selbst dadurch als kompetent wahr und gehen selbstbewusster in den Austausch: eine Win-Win-Situation.


Von dem Projekt der offenen Gesundheitssprechstunde zeigten sich alle Teilnehmenden der Veranstaltung beeindruckt, dies sei eine wunderbare Ergänzung zur sonstigen klassischen medizinischen Versorgung, in der für niedrigschwellige Beratung zu nicht-akuten Themen einfach oft keine Zeit sei. Eine Steuerung in beide Richtungen (aus der offenen Gesundheitssprechstunde bei sichtbarem Handlungsbedarf hin zum medizinischen Fachpersonal und andersherum) ist gegeben. Und es werden auf diesem Weg wiederum Menschen mit Themen erreicht, die anderweitig vielleicht keine Hilfe suchen würden. Eine Verstetigung des Projektes ist gewünscht und sinnvoll, so das Fazit am Ende. Für die Realisierung in anderen Einrichtungen braucht es aber natürlich Personal.

Die Gesundheitssprechstunde im Mobile wird auch in 2023 weiter stattfinden. Dr. Marg wird ehrenamtlich jeden 3. Mittwoch im Monat nachmittags Beratung anbieten und ggf. hin und wieder auch den Eltern-Kind-Gruppen im Haus einen Besuch abstatten.